Alltag erleichtern – Selbstständigkeit fördern: Ein Spannungsfeld für Angehörige

Alltag erleichtern – Selbstständigkeit fördern: Ein Spannungsfeld für Angehörige

Geposted von Ulrike Vollmoeller am

„Ich liebe eure Kleidung – sie ist so praktisch und schön durchdacht!“, sagte uns neulich eine Ergotherapeutin im Gespräch. Ihre PatientInnen könnten sich damit oft wieder selbstständig anziehen – und das mit Stil.

Und doch, so fügte sie hinzu, sei sie hin- und hergerissen. „Wir wollen Menschen fördern, ihre Beweglichkeit zu erhalten und so wenig Hilfe wie möglich anzunehmen.. Aber irgendwann braucht es die Hilfen – und dann ist es gut, wenn sie funktionieren, ohne wie ein Hilfsmittel auszusehen.“

Ein ehrliches Dilemma, das Sie vielleicht auch kennen:
Wann helfe ich? Wann lasse ich los? Und wie finde ich den richtigen Moment für Alltagshilfen, ohne Selbstständigkeit zu rauben?

Hier sind Impulse und Tipps für genau dieses Spannungsfeld am Beispiel „Anziehen“


1. Zuhören – statt vorschnell eingreifen

Fragen Sie sich:
Ist Hilfe gerade wirklich nötig – oder wäre nur mehr Zeit nötig?

Beispiel: Beim Knöpfen der Bluse dauert es länger.
Lösung: Nicht sofort übernehmen. Lieber fragen:

„Möchtest du es heute allein probieren – oder soll ich ein wenig helfen?“


2. Kleidung wählen, die Selbstständigkeit unterstützt

Statt: „Jetzt braucht sie Pflegekleidung.“
Besser: „Welche Kleidung hilft ihr, sich selbst zu helfen?“

Beispiel: Eine Bluse mit kleinen Knöpfen wird zur Hürde.
Alternative: Modelle mit Magnetverschluss, die genauso elegant aussehen – aber ohne Frust beim Anziehen.


3. Kleine Alltagshelfer – mit großem Effekt

Nicht alles muss gleich wie Pflege aussehen.

Beispiele:

  • Ein stabiler Hocker im Flur hilft beim Anziehen der Schuhe.
  • Ein Griff an der Wand gibt Sicherheit beim Aufstehen.
  • Kleidung mit gut greifbaren Reißverschlüssen fördert Eigenständigkeit.

4. Rituale statt Regeln

Routine gibt Halt, wenn sie nicht einengt.

Beispiel: Jeden Tag zur gleichen Zeit anziehen – aber ohne Zwang.
An schlechten Tagen darf’s auch mal der Morgenmantel bis mittags sein.


5. Hilfe dosieren – nicht ersetzen

Fragen Sie sich regelmäßig:
Was kann mein Angehöriger noch selbst tun – wenn man ihm die Chance lässt?

Beispiel: Die Jacke anreichen – aber nicht gleich anziehen.
Ermutigung wirkt oft stärker als Eingreifen.


Fazit: Unterstützen mit Gefühl

Die Ergotherapeutin hat recht:
Fördern und helfen schließen sich nicht aus.
Manchmal braucht es keine großen Umstellungen – sondern nur offene Augen, ruhige Hände und Kleidung, die mitdenkt :-).



 

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